Wirtschaftlichkeits- analyse für den Wälderexpress
«Trasse, Verkehrskonzept, Nachfrage und Wirtschaftlichkeit des Wälderexpress’ wurden systematisch entwickelt. Ein Projekt dieser Bedeutung für Vorarlberg muss zudem umweltverträglich sein. Dies wurde nutzen-/kostenmäßig beurteilt, auch wurde auf die Integration in die Raumplanung des Bundeslandes Vorarlberg geachtet. Die Verbindung nach Bregenz/Dornbirn und weiter ins benachbarte Ausland führt zu deutlichen Verkehrssteigerungen auf der Schiene.»
Dr.-Ing. Ralf Chaumet
Vorarbeit
Die Wirtschaftlichkeitsanalyse für den Wälderexpress konnte auf einer bestehenden Masterarbeit der TU Graz aus dem Jahr 2018 aufbauen, für die bereits mögliche Trassenvarianten bewertet und als Trassenstudie „Dornbirn-Bregenzerwald“ zusammengestellt wurden. Die dort analysierte Trasse wurde in einem zweiten Schritt detailliert, und es wurde ein nachhaltiges Betriebskonzept erarbeitet. Daraus gehen unter anderem die Taktplanung sowie die Betrachtung nachhaltiger Antriebskonzepte hervor. Zum Einsatz kam die Trassierungssoftware ProVI.
Trasse
In der Vorbereitung der Datensätze für die Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde die Trasse zugunsten der räumlichen Lage optimiert, sodass sich die Trasse bestmöglich in das Landschaftsbild einbettet und landschaftliche Auswirkungen möglichst gering sind. Darüber hinaus wurden Tunneleingänge, Einschnitte und Dammböschungen mit Stützmauern detailliert.
Berechnung der Infrastrukturkosten
Die Berechnung der Infrastrukturkosten erfolgt nach der Annuitätenmethode. Zur Ermittlung der Infrastrukturkosten wurde eine Massenberechnung aus den bestehenden Datensätzen erstellt. Dazu lässt sich die Trasse in ProVI mit dem Landschaftsprofil verschneiden und die Kubatur von Einschnitten und Dämmen im Streckenverlauf ermitteln. Außerdem wurden Bauwerkslisten abgeleitet, angefangen von Tunneln, über Brücken, Haltestellen, bis hin zu Kreuzungsbauwerken für Straßen und Bachläufe. (Siehe Abbildung)
Die abgeleiteten Trassenbestandteile werden mit Richtkostensätzen je Mengeneinheit multipliziert und der jeweiligen Lebensdauer und einem volkswirtschaftlichen Zinssatz verrechnet, um die Errichtungskosten in jährlich anfallende Annuitäten umzurechnen. Das Ergebnis wird zusammengefasst in Kostenblöcken wie etwa Grundeinlöse, Erdbau, Tunnelbau oder Bauwerke (s. Tabelle) dargestellt.
Zusätzlich zu den Annuitäten der Errichtungskosten werden die Kosten für Instandhaltung und Betrieb der Infrastruktur errechnet (s. Tabelle).
Vernetzungskonzept
Das neue ÖV-Vernetzungskonzept sieht den Wälderexpress als das zentrale Verkehrsmittel zwischen Unterland und Bregenzerwald, betrieben im Halbstundentakt von 5 bis 24 Uhr. Das Vernetzungskonzept wird in der untenstehenden Abbildung dargestellt. Der Wälderexpress ergänzt hier den ÖBB-Fernverkehr sowie das Bussystem und fungiert als Verteiler. Dank der neuen Hierarchie in diesem Konzept entsteht ein übersichtliches und störungsfreies ÖV-System, das die wichtigen Start- und Zielorte schnell, nachhaltig und kostengünstig verbindet.
Sowohl gegenüber dem Referenzbussystem als auch gegenüber dem motorisierten Individualverkehr werden mit dem Wälderexpress beachtliche Reisezeiteinsparungen erzielt, wodurch der Wälderexpress zur schnellsten Verbindung für alle Ortschaften südlich von Egg wird. (Siehe Tabelle)
Verkehrsnachfrageprognose
Für die Verkehrsnachfrageprognose wurde der Ist-Zustand der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Modellgebiet betrachtet. Unter Berücksichtigung der Prognosen für die Bevölkerungs- und Mobilitätsentwicklung lässt sich für den Wälderexpress-Planfall eine Steigerung der ÖV-Quote von 8,5% auf 25% erreichen. Das entspricht täglich ca. 7 000 Mitfahrer:innen im Wälderexpress unter deutlicher Verbesserung der Situation im motorisierten Individualverkehr.
Kosten-Nutzen-Differenz
Ausgehend von einer Prognose für der Referenzplanfall 2035 wurden Kennzahlen berechnet, die der volkswirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklung der Regionen zuträglich sind. Zudem fließen qualitative Eigenschaften der neuen Verbindung mit in die Bewertung ein. Demnach trägt der Wälderexpress zur verbesserten Erreichbarkeit und einer erhöhten ÖV-Qualität bei, Siedlungsgebiete werden aufgewertet und die Wirtschaftsentwicklung wird gesteigert. (Siehe Tabelle)
Fazit
Im Ergebnis liefert die Bewertung eine positive volkswirtschaftliche Kosten-Nutzendifferenz von
3,1 Mio. € / Jahr und stellt somit einen echten Gewinn für die gesamte Region dar. (Siehe Tabelle)
«Das Vernetzungskonzept mit den Bussen als Zubringerfunktion führt dazu, dass bei deutlich gesteigertem Verkehrsangebot die gesamten Betriebskosten im Vergleich zu den heutigen Busverkehren ebenfalls positiv gestaltet, werden können. Der Modal-Split, also die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel, verbessert sich deutlich zugunsten der Schiene. Auch das Angebot für den Tourismus führt zur Entwicklung der Region.»
Dr.-Ing Ralf Chaumet
Sie haben Fragen?
Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen zur Wirtschaftlichkeitsprognose.